nächste Jours fixes des VS Saar
(Der Jour fixe am 9. Januar 2025 entfällt.)
Donnerstag, 13. Februar 2025, 20 Uhr
Donnerstag, 13. März 2025, 20 Uhr
Donnerstag, 10. April 2025, 20 Uhr
Montag, 13. Januar 2025, 19 Uhr, Filmhaus Saarbrücken
Frank Hirsch: ›Erinnern ohne Helden – Erinnerungskultur in Deutschland: Diskurse und Vergleiche‹
Vortrag in der Reihe ›Erinnerungskulturen. Dialog, Diskurs, Dissens‹
Viele Gesellschaften schöpfen ihren inneren Zusammenhalt aus heroischen Erzählungen und mystisch verklärten Protagonisten wie der Französischen Revolution und Napoleon, dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und George Washington oder dem Rütlischwur und dem sagenhaften Wilhelm Tell. Deutschland unterscheidet sich in dieser Hinsicht fundamental von allen anderen Staaten. Hier steht das Erinnern an das Menschheitsverbrechen des Holocaust im Zentrum der Selbstvergewisserung. Der Vortrag vergleicht die deutsche Erinnerungskultur mit anderen Traditionen und geht der Frage nach, welche Funktionen kollektives Erinnern überhaupt erfüllen kann.
Dr. Frank Hirsch (*1974) studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Saarbrücken und Sydney, war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Universität des Saarlandes, promovierte zu jüdischer Geschichte im Saarland, leitet seit 2016 das Dokumentationszentrum der Arbeitskammer des Saarlandes; beschäftigt sich mit Gewerkschafts- und Sozialgeschichte und vertritt die Arbeitskammer im Sprecherrat der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit.
Montag, 27. Januar 2025, 19 Uhr, Filmhaus Saarbrücken
Stephan Hau: ›Kollektives Erinnern und verfälschende Ritualisierungen – Perspektiven der Bearbeitung kollektiver Traumata‹
Vortrag in der Reihe ›Erinnerungskulturen. Dialog, Diskurs, Dissens‹
Der Vortrag untersucht die Konzepte ›Soziales Trauma‹ beziehungsweise ›kollektives Trauma‹ ausgehend von einer individualpsychologischen sowie von einer transdisziplinären Perspektive und versucht eine systematische Beschreibung von kollektiven Erinnerungsprozessen. Mögliche Risiken und Begrenzungen beim Umgang mit traumatischen Erinnerungen werden diskutiert.
Prof. Dr. Stephan Hau ist Dipl.-Psych., PhD, Professor für Klinische Psychologie am Fachbereich Psychologie der Universität Stockholm; psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker (IPA, SPAF, DPV). Vormals wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main. Forschungen zu Traumafolgen, unbewussten Erinnerungsprozessen, Emotionsverarbeitung sowie zu non-verbaler Kommunikation.
Montag, 3. Februar 2025, 19 Uhr, Filmhaus Saarbrücken
Irmtrud Wojak: ›Erinnern heißt widerstehen – Die Überlebenden und die nationale deutsche Kultur der Erinnerung‹
Vortrag in der Reihe ›Erinnerungskulturen. Dialog, Diskurs, Dissens‹
Der Jurist Fritz Bauer, selbst Widerstandskämpfer und politischer Exilant, brachte Auschwitz, die Verbrechen der Wehrmacht, NS-Justiz und NS-Medizin vor Gericht. Anfeindungen und Morddrohungen verfolgten ihn deshalb bis zum Tod. Entnazifizierung und Demokratisierung waren nach 1945 sein Hauptanliegen, den Menschenrechten wollte er die gebührende Akzeptanz verschaffen. Er war die Stimme des Widerstands der Überlebenden. Der Vortrag wirft die Frage auf, ob und warum die deutsche Erinnerungskultur überlebende Verfolgte des NS-Regimes bloß als passive Opfer sieht und ihren Widerstand nahezu verdrängt hat.
PD Dr. Irmtrud Wojak (*1963) ist Geschäftsführerin der BUXUS STIFTUNG und Gründerin des Fritz Bauer Forums Bochum. Sie ist Historikerin, habilitierte 2008 an der Leibniz-Universität Hannover, war bis 2005 Stellv. Leiterin des Fritz Bauer Instituts Frankfurt, danach Leiterin der Historischen Abteilung des Internationalen Suchdienstes Bad Arolsen, 2009/11 Gründungsdirektorin des NSDokumentationszentrums München. Als Frieda L. Miller Fellow am Radcliffe Institute for Advanced Study (Harvard University) untersuchte sie die Widerstandsfähigkeit von Individuen, die entgegen politischer Diskriminierung ihren mitmenschlichen Standpunkt bewahren.
Montag, 10. Februar 2025, 20 Uhr, Saarländisches Künstlerhaus
Ralph Schock: ›Interne Ermittlungen. Erzählungen‹
Lesung
Im Band Interne Ermittlungen versammelt Ralph Schock Erzählungen, die sich Erinnerungen und Erlebnissen mit verehrten Menschen wie Arnfrid Astel, Giwi Margwelaschwili oder Marie Luise Scherer widmen. Es geht um Väter in Uniform, Tanten in Totenehe, die Weisheit der dementen Mutter, Gewalt und Vernichtung, seidene Fäden in Griechenland, Unfälle in Kroatien, um ein unschickliches Fotoalbum, Sukkulentenfreundschaften und um Gedanken aus dem Fenster. In all diesen Texten schreibt sich zugleich eine Geschichte der Bundesrepublik. Auf seine eigene unnachahmliche Weise erzählt Ralph Schock stets nüchtern lakonisch, teils mit sehr feinem Humor von Ungewöhnlichem im Alltag, habe sich dies nun 1944 oder 2023 ereignet.