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Gerhard Bungert gestorben

 

Wir trauern um unser Mitglied Gerhard Bungert. Er starb am 13. Januar im Alter von 76 Jahren. Ralph Schock erinnert an ihn:

 

Der Monarch von Molières – Abschiedsbrief an Gerhard Bungert (1948—2025)

    Lieber Gerhard,
    als ich am vergangenen Samstag in der ›Saarbrücker Zeitung‹ unter den Todesanzeige auf die von Dir stieß, las ich, dass Du am 13. Januar, ausgerechnet am 13. Januar, gestorben bist.
    Dieser Tag ist ein einschneidendes Datum der saarländischen Geschichte, mit der Du Dich lebenslang beschäftigt hast. Die einen sehen das Ergebnis der Abstimmung von 1935, die freiwillige Rückkehr der Saar in Hitlers Deutschland, als Schmach und Schande und wollen die Straße, die nach diesem Datum benannt ist, umbenennen; die anderen wollen den Namen gerade deshalb belassen, als Menetekel für eine katastrophal falsche Entscheidung der Saarländer.
    Aber dieses Datum hat noch eine andere Bedeutung, allerdings nur für mich. Denn auf den Tag genau vor fünfzig 50 Jahren, am 13. Januar 1975, habe ich Dich kennengelernt. Wieso ich das so genau noch weiß? Weil Du an diesem Tag zusammen mit Deinem damaligen Kollegen Klaus-Michael Mallmann und Deiner ehemaligen Frau Alice Hoffmann in der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Saarbrücker Eifelstraße einen Vortrag gehalten hast. Anlass war der 40. Jahrestag der Saarabstimmung. Ich hatte damals gerade mit meinem Studium begonnen und hörte von euch zum ersten Mal den Namen Gustav Reglers und auch das Saarlied von Brecht. Alice sang es und Du hast sie mit der Gitarre begleitet. Diese Veranstaltung hatte weitreichende Folgen für mich.
    Damals lernten wir uns kennen, es war der Beginn unserer Freundschaft. Du warst damals schon ein bekannter Autor im Saarland.
    Vier Jahre später fuhren wir beide für vier Wochen in die georgische Hauptstadt. Denn als im März 1975 die Städtepartnerschaft zwischen Saarbrücken und Tbilissi unterzeichnet worden war und Delegationen für ein paar Tage in die jeweilige Partnerstadt gereist waren, beschlossen die Verantwortlichen, dass nun zwei junge saarländische und zwei junge georgische Schriftsteller längere Zeit, nämlich vier Wochen, in der Partnerstadt verbringen sollten, um ihre Eindrücke aufzuschreiben.
    Der saarländische Verband hatte das Problem, geeignete Autoren zu finden, denn kein Lehrer, Bibliothekar oder Rundfunkredakteur und auch kein anderes Mitglied des Verbands konnte oder wollte den Jahresurlaub dafür verwenden. Nur zwei kamen in Frage: Du und ich. Du konntest es Dir zeitlich und finanziell leisten, außerdem warst Du neugierig auf Moskau und das unbekannte Land zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus. Ich, erst seit einem Jahr Mitglied im Verband, hatte eine Assistentenstelle am Germanistischen Institut der Universität des Saarlandes. Mein damaliger Chef, Prof. Schmidt-Henkel, deklarierte den Aufenthalt in Georgien kurzerhand als Fortbildung, für die ich keinen Urlaub beantragen musste.
    Viel haben wir damals erlebt, viele Geschichten gäbe es über diese vier Wochen zu erzählen. Es begann in Moskau, denn damals mussten alle Reisen nach Georgien über die sowjetischen Hauptstadt erfolgen. Während der drei Tage dort organisierte der sowjetische Schriftstellerverband zahlreiche Ausflüge für uns. Etwa zu dem in seinem Mausoleum auf dem Roten Platz aufgebahrten Lenin, in das berühmte Kaufhaus GUM gleich gegenüber, ins Bolschoi-Theater, nach Peredelkino, dem Künstlerdorf für Schriftsteller in der Nähe von Moskau, und, während einer Stadtrundfahrt, auch zum Majakowski-Denkmal in der Nähe der Twerskaja-Straße.
    Ich erinnere mich, dass Du die freundliche Dame, die uns in einer großen Limousine des Schriftstellerverbands durch die Stadt begleitete, mit Fragen gelöchert hast. Zum Beispiel: Du hättest keine Cafés oder Kneipen in Moskau gesehen, warum es die nicht gäbe. Die Frau winkte ab und sagte, dass an solchen Orten nur Revolutionen geplant würden, und die bräuchte man hier nicht mehr.
    Am nächsten Morgen, beim Frühstück im Hotel Peking, zeigtest Du mir zwei in der Nacht geschriebene Erzählungen. Eine über das Schneewittchen in seinem Glassarg, so spottetest Du über den toten Lenin. Und eine über die gewaltige Majakowski-Statue, Deiner Meinung nach viel zu bombastisch für einen Lyriker.
    Über Georgien gäbe es viel zu erzählen. Du kanntest Dich als ehemaliger Maoist viel besser aus als ich mit Gepflogenheiten in Parteihierarchien. Ich war nicht selten verblüfft, dass nach Gesprächen mit Parteileuten genau das eintraf, was Du vorausgesagt hattest.
    Mehrfach warst Du überrascht über die uns entgegengebrachte Gastfreundschaft, all die Zeichen von großer Zuneigung. Nur ein Beispiel:
    Als wir mit einer Delegation junger tschechoslowakischer Autoren zu einer Lesung nach Ostgeorgien fuhren, erwarteten uns dort in Landestracht gekleidete Mädchen, die sich zu einem Empfangsspalier aufgestellt hatten. Als wir den Bus verließen, streuten sie auf unserem Weg Blumen aus großen Körben. Das, meintest Du etwas ironisch, um Deine Rührung zu verbergen, sollte auch bei Lesungen im Saarland eingeführt werden. Du hast damals Deine Majakowski-Erzählung gelesen. Die Übersetzerin präsentierte Deinen mehrseitigen Text allerdings nur in einer arg zusammengerafften Fassung, der kaum länger als eine Minute dauerte. Trotzdem (oder deswegen?) bekamst Du großen Beifall.
    Nach unserer Rückkehr aus Georgien trafen wir uns öfter. Du ludest mich zum Beispiel zu einem Fest ein aus Anlass der Niederlegung des Grenzzauns zwischen eurem Haus und dem der Nachbarn. Du wohntest damals mit Alice und eurer Tochter in einem Reihenhaus auf dem Eschberg. Die beiden Familien hatten sich angefreundet und entfernten deshalb den trennenden Gartenzaun in einer gemeinsamen Aktion. Es war ein feuchtfröhliches Fest, das bis spät in die Nacht dauerte.
    Es mag Anfang der 80er Jahre gewesen sein, als ich Dich zufällig im Karstadt traf. Du hattest gegenüber der Rolltreppe auf der unteren Etage hinter einem langen Tisch Platz genommen, auf dem Du Deine Bücher ausgebreitet hattest, bereit zum Signieren. Wir unterhielten uns, als eine ältere Frau die Rolltreppe herunterkam und Dich freundlich, aber auch ein wenig eingeschüchtert (im tiefsten saarländischen Platt) fragte, ob Du diese vielen Bücher schon alle gelesen hättest. Und als Du (ebenfalls im tiefsten saarländischen Platt) antwortetest, Du hättest sie sogar alle selbst geschrieben, da schaute Dich die Frau sekundenlang ungläubig an - und ging kopfschüttelnd davon.
    Am Funk haben wir uns öfter gesehen. Du warst damals, im Unterschied zu mir, schon ein alter Hase, warst für mehrere Redaktionen regelmäßig tätig. Und Du warst vertraut, gar befreundet (denn Du warst immer ein Freundschaftsgenie) mit vielen Redakteuren. Du kanntest ihre Ticks, ihre Vorlieben und Empfindlichkeiten und warst informiert über alle Intrigen und Gerüchte am Sender. Von Dir hörte ich zum ersten Mal etwas über den Plan, eine Saarlandwelle, SR3, einzurichten. Dafür hast Du später unzählige Beiträge verfasst.
    Irgendwann wolltest Du weg aus Saarbrücken und Du fandest ein südöstlich von Carcassonne gelegenes winziges Dorf, Molières, das die wenigen Einwohner einige Zeit zuvor verlassen hatten. Mit Hilfe von Verwandten und Freunden, auch vom SR, hast Du das schönste und größte der alten Häuser direkt neben einem kleinen Bach renoviert und zu einem Dir angemessenen, sehr geräumigen Wohnsitz ausgebaut. Bald sind auch andere Leute in das Dorf gekommen, aus Israel, England oder Holland, einige aus Saarbrücken. Aber Du kamst mir immer vor wie der Maire des Dorfs, hast Dich zuweilen augenzwinkernd auch so genannt.
    Ich konnte Dich ein paarmal dort besuchen. Einmal hast Du uns Dein Haus für zwei oder drei Wochen überlassen, als Du nach Saarbrücken musstest. Für meine Kinder, damals etwa vier und sieben Jahre alt, war es das Paradies.
    Es gab noch keine Elektrizität, kein fließendes Wasser. Aber eine Quelle in der Nähe. Deren wohlschmeckendes Wasser musste man in Kanistern herbeischaffen. Ich erinnere mich, wie Du mir stolz euren Kühlschrank präsentiertest: eine geräumige Vertiefung im Felsen auf der Rückseite der Küche. Und tatsächlich, auch im Sommer blieb es darin stets angenehm kühl, und man konnte dort Butter und Joghurt, Fisch und Käse eine Zeitlang frisch halten.
    Ich erinnere mich auch an Deine Dusche, jedenfalls in der ersten Zeit. Du hattest einen sehr langen schwarzen Plastikschlauch auf dem Dach ausgelegt, und die Sonne erwärmte das Wasser darin auf eine angenehme Temperatur.
    Ich erinnere mich auch an den riesigen gemauerten Ofen in der Küche, über dem an einer schweren Eisenkette ein großer schwarzer Kessel hing.
    Bald kannten Dich alle in der Gegend. Etwa 70 Jäger aus der Region versammelten sich alljährlich in Deinem Hof zu einem Festessen. Und in der Verwaltung der nächst größeren Gemeinde, Saint-Hilaire, hast Du Dich als Brandbeobachter angeboten. Du bräuchtest aber, hast Du sie wissen lassen, einen öffentlichen Fernsprecher im Dorf, damit Du im Falle eines Feuers Alarm geben könntest. Und tatsächlich: Die Gemeinde legte über mehrere Kilometer einen Anschluss für eine Telefonzelle in das Dorf. Mit einem Akustikkoppler konntest Du nun Deine Texte an den SR oder Deinen Freund Charly Lehnert schicken, der in seinem Verlag wohl die meisten Deiner Bücher illustriert und veröffentlicht hat.
    Du hattest im ersten Stock ein großes Arbeitszimmer und einen Archivraum mit der vermutlich größten Saarlandica-Sammlung außerhalb unserer Region. Im Turm Deines Hauses hatte eine Eule ihr Taglager. Und wenn Du – aus Versehen oder mit Absicht, um zu demonstrieren, was passieren würde – die dort hängende Glocke anschlugst, suchte sie, empört über die Störung, jedes Mal das Weite.
    Deine Feste waren ein Treffpunkt für die Nachbarn, sie kamen auch von außerhalb des Dorfs. Dann wurde geschmaust und getrunken, gefeiert und gesungen, denn ein großer Genießer warst Du immer. Und manchmal hast Du bei solchen Gelegenheiten auch eigene Texte gelesen.
    Eine Deiner Leidenschaften in Molières, so sehe ich es jedenfalls, war das Hochziehen von Mäuerchen. Du wolltest damit den jenseits des kleinen Baches liegenden Hang mit Terrassen befestigen. Als ich einmal morgens aus der Tür kam, habe ich Dich dort schon werkeln sehen. Herumliegende Steine hattest Du eingesammelt und warst dabei, mit einem Eimer voll Speis Stützmäuerchen zu errichten. Du hat auch kleine Brücken über den Bach gebaut, die sogar dem gelegentlichen Hochwasser standhielten.
    Molières und Du – das erinnert mich an den Titel eines Deiner Bücher. Als 1989 das renovierte Saarbrücker Schloss eingeweiht wurde, hattest Du ihm den Titel Die Fürsten sind wir gegeben.
    Und genau solch ein Fürst, ein solcher Monarch oder Patriarch warst Du auch in Deinem schönen Molières-Reich, jedenfalls habe ich Dich immer so gesehen. Denn dort konntest Du nach Lust und Laune wirken und agieren. Und in gewisser Weise fürstlich waren ja auch Deine Größe und Deine körperliche Statur.
    Für mich warst Du immer ein gelassener Genießer, freundlich, freigiebig, welt- und sprachkundig, freundschaftsbegabt. Aber auch, Deine zahlreichen Veröffentlichungen belegen es, ein fleißiger Arbeiter im Weinberg des Herrn.
    Du warst einer, der aus seinem Leben etwas gemacht hat, für Dich selbst, aber auch für andere.
    Ich werde Dich nicht vergessen.
    Ralph

Werner Klippert gestorben

Wir trauern um Werner Klippert.

Er starb am 19. November in Sulzbach im Alter von 101 Jahren.

 

1923 in Offenbach am Main geboren, hat Klippert (nach Weltkrieg und schwerer Verwundung) in Frankfurt am Main Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft studiert, war Gymnasiallehrer und Hochschuldozent – vielleicht ist nicht so sehr bekannt, dass er den ersten Lehrauftrag Über Theorie und Praxis des Hörspiels an einer deutschen Universität initiiert und auch ausgeführt hat. Mit dem Hörspiel hat Werner Klippert sich jahrzehntelang beruflich bei verschiedenen Hörfunksendern beschäftigt, als Autor und Rezensent, Dramaturg und Regisseur, zuerst beim Hessischen, ab 1967 beim Norddeutschen, zuletzt als Abteilungsleiter Hörspiel beim Saarländischen Rundfunk von 1970 bis 1986.

2002-2014 arbeitete er im Vorstand des VS Saar mit, danach war er unser Ehrenvorstandsmitglied.

 

Werner Klippert kann als großer Mann des deutschen Hörspiels gelten – auf der Produzenten-, auf der dramaturgischen, auf der theoretischen Seite. Das so genannte Neue Hörspiel war seine Lebensaufgabe. Er hat mit seiner Arbeit als Hörspielkritiker, Pädagoge, Dramaturg, Autor, Theoretiker und Didakt die Hörspielarbeit gegen und mit allen modischen Neuerungen auf eine feste Basis gestellt und damit dem Hörspiel alle seine reichen Möglichkeiten offen gehalten.

 

In seinem Buch Elemente des Hörspiels (gilt heute noch als Standardwerk) entwarf Werner Klippert eine strukturelle Typologie des Hörspiels aus den technischen Grundlagen und Randbedingungen wie Ton und Geräusch, Wort und Stimme.

 

Sein größtes Verdienst für die Kunst ist wahrscheinlich, die zeitgenössischen französischen Literaturexperimente (etwa der Oulipo) vermählt zu haben mit der in Frankreich wenig bekannten Kunstform Hörspiel. Er hat sie mit französischem Avantgardeimpuls befeuert durch Produktionen wie etwa George Perecs und Eugen Helmlés Tagstimmen (SR 1971). Hier trafen sich kongenial zwei Dinge: Die Stimme als Grundelement, als archimedischer Punkt zur Erklärung des Hörspiels (Klippert) mit der onomatopoetischen Experimentierfreude des ›Ouvroir de littérature potentielle‹, diesem ›Möglichkeits-Literaturwerk‹.

 

Und außerdem verteidigte er die einzige genuine Darstellungskunst, die der Hörfunk hervorgebracht hat (so Klippert selbst) sein Leben lang leidenschaftlich gegen die schleichende Verdrängung aus dem Programm im Zuge der Einsparungen, durchgedrückt von Kunst-ignoranten Rundfunkmanagern.

 

1977 leitete Werner Klippert die Elemente des Hörspiels mit dem Satz ein: In dem Augenblick, in dem dieses kleine Buch erscheint, ist die rundfunkpolitische Lage in der Bundesrepublik Deutschland instabil, und es zeichnen sich beunruhigende Tendenzen ab. Der öffentlich rechtliche Rundfunk gerate in Gefahr, seine Selbständigkeit und damit seine kulturelle Potenz einzubüßen. Parteien- und Wirtschaftsinteressen nehmen immer unverhohlener Einfluß. Diesen Gruppen ist das letztlich unkontrollierbare Artefakt Hörspiel lästig, weil es den Angeboten unterschwelliger Propaganda und offener Reklame Abbruch tut.

 

Bestürzend, wie aktuell das noch heute ist. Im autobiografischen Buch Chefs oder das Medium bin ich erzählt Klippert von seiner beruflichen Situation als Abteilungsleiter im Funk, seine Programmvorstellungen und den Kampf gegen seine Chefs und ihre Massenbeglückungsabsichten – es ist Bellum gallicum, Narrenschaukel und poetisches Vermächtnis in Einem.

 

Er war davon überzeugt, dass das Hörspiel die Souveränität der Hörerinnen und Hörer fördert und blieb auch nach seinem Arbeitsleben (etwa als Mitglied des SR-Rundfunkrats) empfindlicher Seismograf für die allmähliche Erosion der Kunst im Funk und das Davonstehlen der öffentlich-rechtlichen Sender aus ihrem Kulturauftrag.

 

Obwohl Werner Klippert nie den Kontakt zu seiner Heimatstadt Offenbach am Main verlor (dort findet er auch seine letzte Ruhestätte), wurde er heimisch im Bliesgau. In seiner Kriminalerzählung Schlehenschnaps wird der Bürgermeister von Kleinblittersdorf vergiftet und ins Auersmacher Kalkbergwerk geworfen.

Sehr gerne denken wir zurück an die gastfreundichen Feste in und um Klipperts Wohnhaus in Bliesgersweilermühle mit Schlehenschnaps und weitem Blick über die Bliesgauhöhen – Werner muss doch Alfred Döblins Ritthofgespenst noch aus eigener Anschauung gekannt haben!

Und wer wird jetzt mit uns Schiffchen fahren saarauf saarab an jedem fünften Geburtstag?

 

(Klaus Behringer)

 

Topicana Nr. 38: Irina Rosenau — Filmoskop. Erzählungen

Topicana Nr. 38

Irina Rosenau

Filmoskop. Erzählungen

Autobiographisch gefärbte Momentaufnahmen, Bildfragmente, Erzählungen: Kindheit beim Appell, am Fahnenmast, auf einem Datscha-Grundstück, in einer Idylle mit Anzeichen eines nahen Unglücks, im Überwinden einer Ideologie und abwertender Urteile, im archaischen Flüstern einer Heilerin und im Nachdenken über ljubou, Liebe, in einer Erfahrung versprechenden und Gewalt bringenden Nacht der Sommersonnenwende, ein Aufleben im Abschied von einem Traum, im Wiederentdecken der Heimatstadt und im Abschied von ihr, am Ende der früheren Welt angesichts einer Katastrophe und am Beginn eines neuen Lebens aus dem Schmerz einer Transformation heraus.


Irina Rosenau, geboren in Belarus, hat Sprach- und Literaturwissenschaft in Minsk, Saarbrücken und Pisa studiert, danach als Lehrbeauftragte für Komparatistik an der Universität des Saarlandes gearbeitet. 2019 erhielt sie den Hans-Bernhard-Schiff-Preis für Literatur, 2020 erhielt sie das Schreibresidenzstipendium Printemps Poétique Transfrontalier. Sie war zweimal Finalistin des Edit-Essaypreises, 2021 und 2023. Veröffentlichungen in Zeitschriften: Cahiers Luxembourgeois, Edit, Saarbrücker Hefte, SAND, STRECKENLÆUFER u.a.

 

 

Der Band erscheint als Nr. 38 der Buchreihe Topicana in der Edition Saarländisches Künstlerhaus.

 

144 S., 2024  ISBN: 978-3-910608-14-6   € 12,00

Vortragsreihe ›Erinnerungskulturen. Dialog, Diskurs, Dissens‹

28. 10. 24 bis 3. 2. 25, montags 19 Uhr im Filmhaus Saarbrücken

In Kooperation mit der HBK Saar und der Rosa-Luxemburg-Stiftung lädt der VS Saar vom 28. Oktober 2024 bis 3. Februar 2025 ein, die komplexen und kontroversen Debatten zur Erinnerungskultur aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. 

 

Wie wir – einzeln und gemeinsam – mit Erinnerung umgehen, wirkt sich aus auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Prozesse und Probleme. Gerade jetzt, in einer Vielzahl von Konflikten, deren Beginn weit in die Vergangenheit reicht, ist es wichtig, sich mit den Praktiken der Erinnerungskultur auseinanderzusetzen: Wie und warum erinnern wir uns an welche historischen Ereignisse und Erfahrungen? Welche Rolle kann kritisches Erinnern im Alltag spielen? Wie viel Zukunft steckt in gemeinsam erinnerter Vergangenheit?

 

Unsere Vortragsreihe bringt Expertise aus verschiedenen Forschungsfeldern zusammen. Mit dabei sind die Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Aleida Assmann, der Historiker und Antisemitismus-Experte Prof. Dr. Moshe Zimmermann, der Jurist und Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Rudolf Steinberg, der Psychologe Prof. Dr. Stephan Hau sowie die Direktorin des Fritz Bauer Forums, Dr. Irmtrud Wojak. Das Programm ergänzen die Journalistinnen und Autorinnen Ruth Hoffmann und Charlotte Wiedemann sowie der Historiker Dr. Frank Hirsch. Die Reihe startet mit den Willi-Graf-Biografen Dr. Sabine Grittner und Dr. Peter Goergen.

 

Gemeinsam erweitern wir den Blick auf die Erinnerungskultur, indem wir die vielfältigen Erfahrungen und Erzählungen untersuchen, die unser kollektives Gedächtnis und unsere Identitäten prägen. Die Vortragsreihe bietet Raum für Dialoge und Diskussionen über unterschiedliche Positionen. Vielleicht lassen sich so die großen Erzählungen der Erinnerungskultur weiterentwickeln. Und selbst wenn kein Konsens möglich ist, sollte Raum sein für Austausch.

An den Veranstaltungen im Filmhaus Saarbrücken kann auch online teilgenommen werden. Sie richten sich nicht nur an Studierende und Forschende, sondern an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
 

Veranstaltungsort: Filmhaus Saarbrücken, Mainzer Straße 8, 66111 Saarbrücken 

Online Plattform: https://www.youtube.com/@erinnerungskulturendialogdisku

Veranstaltungsdatum: ab 28. Oktober bis 3. Februar 2025, montags um 19 Uhr

Initiierung und Moderation: Klaus Behringer, Patric Bies, Prof. Sung-Hyung Cho, Andreas Dury, Prof. Burkard Detzler, Prof. Daniel Hausig, Prof. Indra Kupferschmid, Prof. Georg Winter, Dr. Soenke Zehle

 

Die Vorträge im Einzelnen:

  • 28.10.2024 | Dr. Sabine Grittner & Dr. Peter Goergen, Willi Graf und der Graue Orden: Jugend im Widerstand – Im Zeichen der Freiheit
  • 04.11.2024 | Prof. Dr. Aleida Assmann, Erinnerungskulturen als Dialog
  • 18.11.2024 | Prof. Dr. Moshe Zimmermann, Die Geschichte des Zionismus, Antisemitismus und die deutsche Erinnerung an den Holocaust
  • 25.11.2024 | Ruth Hoffmann, Widerstand gegen das NS-Regime – die geschleifte Erinnerung
  • 09.12.2024 | Prof. Dr. Rudolf Steinberg, Staatsräson: Wer muss sich an was erinnern – und warum?
  • 06.01.2025 | Charlotte Wiedemann, Erinnern ohne Grenzen: Postkoloniale Traumata und der Weg zur globalen Gerechtigkeit
  • 13.01.2025 | Dr. Frank Hirsch, Erinnern ohne Helden: Erinnerungskultur in Deutschland – Diskurse und Vergleiche
  • 27.01.2025 | Prof. Dr. Stephan Hau, Kollektives Erinnern und verfälschende Ritualisierungen – Perspektiven der Bearbeitung kollektiver Traumata
  • 03.02.2025 | PD. Dr. Irmtrud Wojak, Erinnern heißt widerstehen – Die Überlebenden und die nationale deutsche Kultur der Erinnerung

 

Die einzelnen Veranstaltungen: siehe Termine

Web-Datenbank für Honorare bei mediafon

Das Referat Selbstständige von verdi und die BKS (Bundeskommission Selbstständige) haben eine Internet-Datenbank für Honorare eingerichtet. Jeder Selbstständige kann dort nachsehen, ob er selbst für seine Leistung ein angemessenes und übliches Honorar bekommt. Dazu können alle mit Auskünften über ihre eigenen Aufträge, Werk- und Honorarverträge beitragen, gehe es nun um Literatur oder andere Tätigkeiten.
Ihr findet die Honorarumfrage und -datenbank hier auf der Seite von mediafon.net, dem Beratungsnetz für Solo-Selbstständige. Übrigens sind die Beratungen von mediafon für ver.di-Mitglieder kostenlos und die Einträge in der Honorardatenbank sowieso!