Jörg Ruthel,

 

Jahrgang 1958. Studium der französischen Literatur und der Übersetzung in Frankreich. Übersetzer. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien.

»Ich bin Saarbrücker, fühle mich durch familiäre Bindungen jedoch auch in Ost- und Süddeutschland zu Hause.
Im Kindergarten und auf dem Schulhof habe ich die saarländische Mundart angenommen. Bei mir daheim aber waren sächsisch-thüringischer Singsang, O-Ton Berlin und Münchnerisch zu hören.
Das schärfte mein Ohr für sprachliche Nuancen und brachte mir die Geographie Deutschlands sinnlich näher. Was ich an regional gefärbten Varianten der deutschen Sprache in meinem Elternhaus und bei Verwandtenbesuchen in beiden deutschen Staaten zu hören bekam, war eine Art musikalischer Belehrung über das Vieldeutige, Vorläufige des Wörtchens Heimat.
Kaum erwachsen, packte mich die Lust, diese Erfahrungen auf eine ganz neue Sprache auszuweiten. Und an einem anderen Land zu überprüfen.
So kommt es, dass ich nun in Frankreich lebe, dort Familie habe und über dieses eine meiner beiden Länder in der anderen meiner beiden Sprachen schreibe.«

 

Prosa: Zwischen gestern und hier. Erzählungen aus Frankreich (Topicana, Saarbrücken 2013)

 

Foto: Klaus Behringer